Themen für Abschlussarbeiten im Bereich Interdisziplinäre Geoinformationswissenschaften

Jun. Prof. Dr. Andreas Rienow informierte uns über die folgenden Angebote für Themen für Abschlussarbeiten im Bereich Interdisziplinäre Geoinformationswissenschaften:

Analyse räumlicher Auswirkungen von COVID-19 Government Responses mit Volunteered Geographic Information

Methoden und Ansätze der Geoinformationswissenschaft sind bei der Überwachung und Untersuchung der COVID-19-Pandemiedynamik und der Infektionsmuster weit verbreitet. Neben den mittlerweile berühmten GIS-Dashboards der John Hopkins University of Medicine und des Robert Koch-Instituts sind erste Studien, die sich mit der geographischen Verfolgung und Kartierung mit Hilfe von GIS-Analysen beschäftigen, in jüngster Zeit auch wissenschaftliche Studien im Bereich der GIS-basierten Analyse von räumlichen Auswirkungen und Muster der COVID-19-Pandemie veröffentlicht worden (Boulos und Geraghty 2020; Jürgens 2020; Pászto et al. 2020; Ries et al. 2020). Die Masterarbeit soll sich mit Volunteered Geographic Information (VGI) als „special case of the more general Web phenomenon of user-generated content“ (Goodchild 2007) den räumlichen Mustern staatlicher Reaktionsmaßnahmen widmen. Thematisiert werden können ökonomische, ökologische, soziale und kulturelle Forschungsansätze.

 

Auf dem Weg zur Smart City: Integration von BIM und GIS zur Verbesserung von Planung und Bau von (urbaner) Infrastruktur im Rahmen von Energiewende / Klimaanpassung

Während GIS-Informationen für die Planung und den Betrieb von Straßen, Brücken, Flughäfen, Schienennetzen und anderer Infrastruktur im Kontext ihrer Umgebung benötigt werden, sind BIM-Informationen essenziell für die Planung und Errichtung dieser Anlagen. Die Verbindung von beiden bereichert das BIM-Modell um eine raumbezogene Kontextebene. So kann GIS zum Beispiel auf hochwassergefährdete Gebiete hinweisen und Planern genaue Informationen liefern, die für die Auswahl von Standort, Ausrichtung und sogar von Werkstoffen für ein Projekt entscheidend sind. Zudem wird dadurch die Betrachtung in einer ganz anderen Größenordnung möglich: GIS-Informationen beziehen sich auf ganze Städte, Regionen oder gar Länder, während BIM-Daten für Planung und Bau eines bestimmten Objekts oder einer Anlage verwendet werden. Bisher kann man mit BIM ein physisches Bauwerk auf Objektebene entwerfen – eine Tür, ein Fenster oder eine Wand einzeichnen. Das Hinzufügen von GIS erlaubt die Gestaltung dieses Objekts im Kontext einer größeren, intelligenteren Landschaft: Ein Bauwerk wird mit einem Grundstück, mit Versorgungsleitungen und Straßen verknüpft. Der Fokus der Arbeit kann methodisch auf die Integration von heterogenen Geodateninfrastrukturen, auf anwendungsorientierte Ex-Ante Analysen und Kombinationen aus beiden gelegt werden.

 

Neokolonialismus und Naturkatastrophen – Geodaten zur Analyse von Implikationen des disruptiven Landnutzungswandels in Barbuda

Nach der Zwangsevakuierung der Insel Barbuda aufgrund des Hurrikans Irma 2017 haben die Menschen eine Rückkehr zu ihrer Insel mit verändertem geografischen, politischen und wirtschaftlichen Kontext erlebt. Seit der ersten dauerhaften Besiedlung im 17. Jahrhundert war die Inselgeographie Barbudas determinierend für die Identität der Barbudaner und sorgte für Kontinuität in der modernen barbudanischen Kultur. Das Aufbrechen dieser engen Beziehung zum Land und die Einführung einer touristischen Monokultur reduzierte Barbudas Fähigkeit, auf Krisen wie Hurrikane und Pandemien zu reagieren. Die der Naturkatastrophe nachfolgende Politik, beschreitet den durch die Disruption eingeschlagenen neuen Landnutzungspfad auf eine Weise, die auch die Identität, Souveränität und Lebensweise der Barbudaner nachhaltig verändert. Angesichts des Klimawandels und der möglichen Auswirkungen auf Inselgemeinschaften und -nationen soll der Landnutzungswandel der Insel mit Blick auf Neokolonialismus und Naturkatastrophen quantifiziert und modelliert werden.

Weitere Themen:

  • Generell: VGI und Big (Geo)Data zur Analyse des gesellschaftlichen Wandels hinsichtlich Energiewende, Klimaschutz und -anpassung, gutes Leben in der Stadt, Wohlstand und Lebensqualität
  • Ableitung von GI aus Navigations-Applikationen zur Optimierung des ÖPNV-Angebots (mit Dr. Andreas Redecker)
  • Potenziale aktueller Geodaten für die Kriminalitätsanalyse (mit PD Dr. Dennis Edler)
  • Hot Spots des Landnutzungswandels in Ecuador und Galapagos (mit Dr. Valerie Graw)
  • KI-basierte Modellierung der Flächeninanspruchnahme und Evaluation der sozialen und ökologischen Auswirkungen
  • 3-D Modellierung der urbanen Landschaftskonfiguration zum Monitoring von nachhaltiger Entwicklung auf Basis von offenen Geodaten
  • VGI zum Monitoring von Indikatoren einer smarten, grünen, resilienten und gerechten Stadtentwicklung
  • Energiewende, Pandemie und Klimawandel: Ableitung von Geodaten aus sozialen Medien zur Untersuchung von Veränderungen im Mobilitätsverhalten
  • Vergleichende Analyse von räumlich expliziten Geodatenprodukten zur urbanen Landnutzung
  • Einsatz von sozialen Medien zur Verortung von extremistischen Gedankengut
  • Integration von Geodaten in immersive Geomedien (Augmented Reality/ Virtual Reality/ Augmented Virtuality) zur problemorientierten Wissensvermittlung
  • Alternative Geodatenquellen: Soziale Medien und die Internationale Raumstation zur Beobachtung der Transformation metropolitaner Räume
  • Slum Mapping und Modellierung mit dem IDEAMAPS-Framework